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Italienische Bräuche
     
Vor allem in Süditalien ist die "serenata ", das Abendständchen, das der von Freunden begleitete junge Mann unter dem Fenster des angebeteten Mädchens singt oder singen muss, nicht einfach nur ein Kompliment, sondern gilt als offizieller Antrag. In Fondi beispielsweise wird das Ständchen musikalisch von einem "Feuerstein", einem Dreieck aus klingendem Eisen, begleitet. In Gugliano Aterno in der Provinz Aquila hat noch dazu die Anzahl der Ständchen eine bestimmte Bedeutung: Drei bedeuten Erklärung der Freundschaft, vier aufrichtige Liebe, fünf ganz große Liebe. Und die Art and Weise, wie die Auserwählte darauf reagiert, gibt dem jungen Mann Klarheit bezüglich des ersten Schrittes in Richtung Hochzeit. Wenn sich das Mädchen am offenen Fenster zeigt und ihm ein Zeichen gibt, dann ist es einverstanden. Bleibt das Fenster geschlossen und das Mädchen unsichtbar, so ist das eine Absage.
     

     
In einigen Regionen und nicht allein in Suditalien besteht noch ein kurioser Brauch der "ceppo". Dabei legt der Verliebte abends einen Holzstamm oder stellt einen Holzklotz als Symbol für den Verlobungsantrag vor die Tür seines Mädchens. Nimmt dieses den Antrag an, holt es den Holzstamm oder -klotz ins Haus. Lehnt es dagegen ab, rollt es diesen von der Tür weg.
Eine alter sizilianischer Brauch ist die "fuitina", die Liebesflucht. Die Liebenden, deren Familien gegen eine Verlobung oder Hochzeit sind, fliehen und verbringen irgendwo eine gemeinsame Nacht. Grund genug für eine "Reparatur-Hochzeit", um die Ehre der Frau wiederherzustellen.
     

     
In der Toscana gibt es den Brauch "befani", benannt nach Sagengestalten, die die Kinder in der Dreikonigsnacht bescheren. Am Abend des Dreikönigsfestes (6. Januar) führt das Los einen jungen Mann und ein junges Mädchen zusammen, die daraufhin für eine bestimmte Zeit als Verlobte auf Probe gelten. Wenn sie sich verstehen und mehr daraus werden soll, macht er dem Mädchen einen offiziellen Antrag und teilt es den Eltern und Verwandten mit. Wenn nicht, macht es auch nichts, denn die Verlobung auf Probe schadet keinesfalls dem Ruf des Mädchens.
     

     
Hier und da noch lebendig ist ein origineller und sehr alter Branch für das Bitten um die Hand der Liebsten, der einem Theater Auftritt gleicht und auf Sardinien "pricunta,, heißt. Der junge Mann, sein Vater, der einen Dichter darstellt, und Freunde reiten zum Haus der Angebeteten, wo sie der Vater des Mädchens bereits erwartet. Doch er tut erstaunt und fragt nach dem Grund des "unerwarteten" Besuchs. Der Dichter, der im Namen des Bewerbers spricht, sagt, daß er ein Lämmchen vermißt, es bereits überall gesucht hat und es nun in diesem Haus vermutet.
Der Vater des Mädchens antwortet, dass das Lämmchen nicht da sei. Er bitte jedoch alle einzutreten und sich zu vergewissern. Dem jungen Mann werden nun alle Frauen der Familie vorgestellt von den alten bis schließlich zur Auserwählten, in der der junge Mann das gesuchte Lämmchen erkennt. Die beiden umarmen sich, es beginnt sofort ein großes Fest und alle trinken auf das Wohl der nun Verlobten.
     

     
Verläßt die Braut anläßlich der Hochzeit das elterliche Haus, so bricht sie in Tränen aus "fa il pianto". Nicht allein aus Schmerz, weil sie ihre Lieben verläßt, sondern vor allem weil es traditioneller Brauch ist.
Den Hochzeitszug begleiten oft Boiler oder Gewehrschusse. Diese sind nicht nur Ausdruck der Freude, sondern dienen auch wenigstens im volkstümlichen Glauben zum Verjagen von bösen Geistern.
Nach der Rückkehr von der Hochzeitszeremonie ins Haus des jungen Ehemannes bietet man dem Paar Brot and Wein an oder wirft Getreidekörner über seine Köpfe (auf Sardimen auch Salz oder Blumen) als Symbol für Reichtum und Gesundheit.
Im Verlauf des Hochzeitsessens oder danach bedankt sich das junge Ehepaar mit einem kleinen Geschenk bei jedem Gast für das Hochzeitspräsent. Meist sind es mit weißem Zuckerguß überzogene Mandeln, verpackt in einer kleinen Dose aus Silber oder Kristall oder auch in einem weißen Spitzentaschentuch. Dieses traditionelle Dankeschön erhalten auch diejenigen, die ein Geschenk gemacht haben, aber nicht am Hochzeitsfest teilnehmen.
     
   

     
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